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BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Irmingard Schewe-Gerigk

Frauen fallen immer tiefer in die Lohnkluft – Bundesregierung holt sie nicht heraus

Frauen fallen immer tiefer in die Lohnkluft – Bundesregierung holt sie nicht heraus

Zu den heute vom Statistischen Bundesamt herausgegebenen Zahlen, denen zufolge der durchschnittliche Bruttoverdienst der Frauen 24 Prozent unter dem der Männer liegt, erklärt Irmingard Schewe-Gerigk, Parlamentarische Geschäftsführerin und frauenpolitische Sprecherin:

Jetzt haben wir es auch noch einmal amtlich, nämlich vom Statistischen Bundesamt: 24 Prozent Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern in Deutschland. Nicht nur, dass dies EU-weit einer der größten Abstände ist – mit jeder aktuellen Berechnung wird er auch noch einmal nach oben korrigiert. Frauen fallen immer tiefer in die Lohnkluft – die Bundesregierung macht keinerlei Anstalten, sie herauszuziehen.

Drastisch zeigt dies die kürzlich herausgebrachte Bilanz der freiwilligen Vereinbarung zwischen Spitzenverbänden der Wirtschaft und Bundesregierung zur Förderung der Chancengleichheit in der Privatwirtschaft: Keine einzige Maßnahme findet sich hier, die auf die Verringerung der Gehaltskluft abzielt. Das ist hochnotpeinlich.

Wir fordern die Bundesregierung ein weiteres Mal auf, unseren im April 2008 eingebrachten Antrag (Drs.-Nr.16/8784) wenigstens als Inspiration für etwas mehr Tatendrang zu nehmen: Wann endlich macht sie sich daran, die immer noch bestehenden Diskriminierungen im öffentlichen Tarifsystem abzubauen? Wo bleiben die immer wieder aufgeschobenen Mindestlohnregelungen? Sie kämen jeder vierten Frau zugute. Und wann endlich wird die Antidiskriminierungsstelle, wie vollmundig versprochen, bei der Wirtschaft aktiv für eine diskriminierungsfreie Unternehmenskultur werben – statt diese weiterhin nur ängstlich zu hofieren?

Auch muss endlich Schluss gemacht werden mit dem Verständnis der Frau als Zuverdienerin in unseren sozialen Sicherungssystemen. Schluss mit dem Ehegattensplitting, Schluss mit der kostenlosen Mitversicherung in der Krankenkasse. Die Zahlen zeigen: Werden auch Arbeitszeiten von unter 15 Stunden gemessen, steigt der errechnete Lohnabstand noch einmal. Denn hier tummeln sich vor allem die Frauen. Sie nehmen aus Mangel an Alternativen auch jeden noch so schlecht bezahlten, nicht existenzsichernden Kleinstjob an – und werden dafür vom Staat belohnt.

In einer aktuellen Umfrage der Bundesregierung hat eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung geäußert: "Ohne ein Eingreifen des Staates wird Entgeltgleichheit nicht erreicht werden." Sowohl für die Unternehmen als auch für die Politik ist es dringend an der Zeit, diese Signale zu hören und zu handeln. Denn wer heute nicht auf Geschlechtergerechtigkeit setzt, wird morgen weder weibliche Wählerstimmen noch qualifizierte Kräfte an sich binden können.

 



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